Digitalisierung betriftt jedes Unternehmen, eher früher, als später
Weltweit werden in nahezu allen Branchen Geschäftsmodelle mit Hilfe digitaler Technologien weiterentwickelt, sei es evolutionär oder revolutionär (disruptiv).
Ganz gleich, ob es sich um Online‐Banking, Shoppinggewohnheiten oder aber die industrielle Fertigung handelt, sämtliche Businessmodelle haben einen zentralen Treiber: den Kunden.
Er fordert maßgeschneiderte, individuelle Produkte und Leistungen, die Zeit einsparen, sinnvolle Zusatzfunktionen oder einfach Komfortgewinn bieten.
Kunden stellen damit neue Anforderungen an Unternehmen und lösen globale Veränderungsprozesse aus, wodurch sie aktiven Einfluss auf individuelle Prozesse und Arbeitsweisen nehmen wie noch nie zuvor. Dienstleister haben aufgrund der gebotenen Transparenz keine Chance, diesen Forderungen auszuweichen, wenn sie dem Wettbewerb standhalten wollen.
Basis dieses Transformationsprozesses bildet die Metamorphose von „Big Data“ zu „Smart Data“, also die Umwandlung unbegrenzter Datenmengen in digitales Know-How.
Die (Kommunikations-) Beziehungen zwischen den an der Wertschöpfung beteiligten Partnern unterliegen somit ebenfalls einer umfänglichen Veränderung. Einzelne Marktmechanismen der Branche werden eliminiert bzw. neu definiert, wodurch die Anpassung der Geschäftsmodelle und Strategien von Unternehmen dringend notwendig wird.
Insbesondere in reifen Märkten – wie der Immobilienbranche - eröffnet die Digitalisierung damit aber auch zahlreiche neue Spielräume und Chancen zur Differenzierung im Wettbewerb und dies nicht selten einhergehend mit erheblichen Effizienzgewinnen.
Die Digitalisierungsstrategie ist somit zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Sie kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn sie absolut kongruent zur Unternehmenskultur und den dort verankerten Werten entwickelt wird.
Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden, verliert die digitale „Revolution“ auch ihren bedrohlichen Charakter. Denn häufig muss das vorhandene Geschäftsmodell nicht vollständig über Bord geworfen werden, oftmals ist es hinreichend und auch ratsam, vorhandene Bestandteile evolutionär zu digitalisieren. Die bestehenden Prozesse werden schlanker und damit kostengünstiger, schneller und in höherer Qualität verfügbar gemacht und Kunden erfahren einen zusätzlichen Leistungsnutzen.
Was muss getan werden?
Zunächst muss daher der „digitale Reifegrad“ des Unternehmens ermittelt werden. Dies erfordert eine Standortbestimmung des Unternehmens im Marktvergleich, also eine exakte Klärung, in welchem Umfang und insbesondere in welcher Geschwindigkeit sich im jeweiligen Marktsegment tatsächlich ein Wettbewerbsvorteil erreichen lässt und v.a. inwieweit Kunden hierdurch einen weiteren Nutzen erfahren.
Ist diese Ausgangsposition eindeutig definiert, kann die Zielentwicklung relativ schnell abgeleitet und in eine Strategie überführt werden. Vorhandene und etwaig benötigte Ressourcen werden auf die relevanten Erfolgsfaktoren ausgerichtet und nicht in redundanten Abläufen verschwendet.
Wie kann das passieren?
Bei der Analyse des bestehenden, sowie bei der Bestimmung des intendierten digitalen Reifegrades sollten bereits in einem frühen Stadium Mitarbeiter unterschiedlicher Verantwortungsbereiche an Bord geholt werden. Agile Managementmethoden wie beispielsweise Design Thinking und Scrum stellen dabei hilfreiche Tools zur Seite.
Die Interdisziplinarität, sowie das Eliminieren hierarchischer Betrachtungen, gewährleisten dabei einerseits einen umfänglichen und damit kreativeren Blick auf die erforderlichen Innovationen und sensibilisieren andererseits für die notwendigen Veränderungen, denen sich die Organisation stellen muss.
Change Management beginnt damit bereits vor und nicht erst nach der Transformationsentscheidung.
Nicht unerheblich für den Transformationsprozess sind selbstverständlich ebenso die Höhe der erforderlichen Investitionen, die möglichen Kombinationen unterschiedlicher Digitalitätsgrade des jeweiligen Prozesses bzw. Leistungsbestandteils und deren zeitliche Priorisierung.
Sowohl diese Festlegungen, als auch die Realisierung, erfolgen idealerweise interdisziplinär und durch die Einbindung interner und externer Fachkräfte. Der zielführende Einsatz digitaler Techniken erfordert in verschiedener Hinsicht neue Denklogiken, die sich zumeist grundlegend von jenen herkömmlicher IT‐Projekte unterscheiden. Nicht zuletzt deshalb ist es ratsam, Mitarbeiter wirklich ins Boot zu holen, ihnen die obligaten Veränderungsschritte transparent zu machen und über diese Vorgehensweise sowohl mögliche mentale wie emotionale Barrieren gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Unternehmen, die diesen „Aufwand“ scheuen, werden erleben müssen, dass sich ihr (Markt-)Umfeld sukzessive und ohne Vorankündigung verändern wird und dies nicht nur vorübergehend, sondern mit nachhaltiger Wirkung.
Abgesehen von seiner existentiellen Notwendigkeit, ist der innovative Wandel ein äußerst kreativer und dadurch hochspannender Prozess, der – auch weil er manchmal ungeahnte Potentiale bei einzelnen Beteiligten zutage fördert – den Teamgeist beflügelt und schließlich einfach allen Spaß macht.
Um die Digitalisierungsstrategie zu einer überzeugenden Erfolgsstory zu entwickeln, gilt es daher, diese v.a. auch „nach innen“ richtig zu positionieren und damit die Erkenntnis: Change = Chance als einen zentralen Bestandteil der Unternehmenskultur zu verankern.
Carpe diem!